Ein unbenutztes Notizbuch liegt mit seinen weißen Seiten vor dir. Nimmst du deinen Lieblingsstift und schreibst besonders ordentlich, um nicht gleich am Anfang alles zu versauen? Mit dem neuen Jahr ist es ganz ähnlich: man hat die Chance, neue Ziele zu stecken und das alte Jahr zuzuklappen. Zeit, sich ein paar Gedanken übers Entrümpeln zu machen.
Inhaltsverzeichnis
- Wie du beim Ausmisten den Anfang findest
- Die richtige Strategie beim Aussortieren macht den Unterschied
- Besorge dir mehr als nur eine Ausmiste-Kiste
- Diese Fragen solltest du dir beim Ausmisten stellen
- Falls du steckenbleibst: diese Notfall-Tools helfen dir weiter
- Ausmüllen: so verlassen die aussortierten Dinge sinnvoll deine Wohnung
- Wie du auf lange Sicht deine neue Ordnung hältst
Wie du beim Ausmisten den Anfang findest
Wäre es nicht fantastisch, kein Chaos mehr im überquellenden Kleiderschrank zu haben, jederzeit genau zu wissen, wo was in der Wohnung liegt, was wirklich fehlt und wo du die neuen Habseligkeiten unterbringst, keine Doppelkäufe mehr zu tätigen und dich einfach ein Stück befreiter und unabhängiger vom Konsumrausch zu fühlen?
Das muss kein Traum bleiben.
Entscheidend ist, dass du ins Handeln kommst! Ob du dir dafür einen festen Termin im Kalender notierst, ob du wartest, bis dich die Ausmistlaune erwischt oder ob du jetzt sofort anfängst – das ist Typsache. Probier aus, womit du am besten zurecht kommst, aber lass dir gesagt sein: wenn du die Entscheidung fällst, dann fange innerhalb von 72 Stunden an.
Sonst bist du nämlich ruckzuck wieder mit anderen Dingen beschäftigt und der innere Antrieb lässt nach. Und den brauchst du. Ich habe mir schon Ausmist-Tage im Kalender geblockt, aber letzten Endes hatte es eine ganze Weile gedauert, bis ich richtig im Flow drin war. Und ein anderes Mal hat mich die Ausmistlaune gepackt und ich habe sofort losgelegt und bin viel Krempel losgeworden.
Für alle gilt: Wer nicht anfängt, kann nicht fertig werden. So einfach ist das.
Die richtige Strategie beim Aussortieren macht den Unterschied
Die japanische Star-Ausmisterin Marie Kondo empfiehlt, nach Themen getrennt die Wohnung durchzugehen und zwar ganz unabhängig davon, in welchem Raum sich die Dinge befinden. Sie hat eine feste Reihenfolge, in der sie sich die einzelnen Bereiche vornimmt und sortiert als erstes die Klamotten aus (weil das am leichtesten geht) und am Ende die Erinnerungsstücke (da ist man dann schon ein bisschen geübt). Wenn es dich jetzt aber ins Bad zieht und du dort am liebsten auf der Stelle loslegen möchtest, dann mach das unbedingt!
Als erstes kommt die Bestandsaufnahme. Falls du mit dem Kleiderschrank beginnst: trage alle deine Bekleidungsstücke zusammen. Damit meine ich die Kleidung aus dem Kleiderschrank, aus dem Bad, aus der Schmutzwäsche, aus der Waschküche, aus der Bügelwäsche, aus der Garderobe, aus der Outdoor-Ecke, aus dem Kellerschrank oder wo sie sich bei dir sonst noch verteilen. Kleider können das unheimlich gut. Warum der Aufwand?
Weil du den riesigen Berg an Sachen wahrnimmst, die du besitzt (dann fällt es dir nämlich leichter, dich von Dingen zu trennen). Und weil du beim Einräumen seltsame Anordnungen, die sich irgendwann eingeschlichen haben, direkt ausmerzt. Wenn du beim Misten nur mal ein paar Einzelteile aus dem Schrank rausfischst, wirst du nichts erreichen.
Das ist übrigens auch ein Tipp, den Jürgen Kurz in seinen Aufräum-Büchern immer wieder erwähnt: Räume die Flächen komplett leer und fülle sie nur mit dem, was dort wirklich gebraucht wird. Und natürlich: jedes Ding braucht seinen Platz. Das Ordnung halten fällt hinterher leichter, wenn du bei jedem Teil exakt weißt, wohin es muss. Weißt du es nicht, lässt du deinen Krempel automatisch länger rumliegen und verplemperst regelmäßig Zeit – entweder mit Suchen oder mit aufwendigen Aufräum-Sessions.
Besorge dir mehr als nur eine Ausmiste-Kiste
Besorge dir ein paar große Kartons oder blaue Müllsäcke, in die du die aussortierten Dinge einfach reinfeuerst (oder -legst). Kennzeichne diese Kisten wie folgt:
In diese Kiste kommen all das, was grundsätzlich bleiben darf oder muss, aber einfach nicht in diesen Raum gehört wie z. B. die Post in der Küche oder ausgelesene Bücher im Schlafzimmer. Dafür brauchst du eine Kiste.
Das sind die Dinge, die du verschenken, verkaufen oder spenden kannst. Auch das Buch, das du dir vor drei Jahren von einer Freundin ausgeliehen hast, gehört in diesen Karton. Sammle hier alle Sachen, die das Haus verlassen sollen, aber nicht weggeschmissen werden
Hier kommt alles rein, was du wegwerfen möchtest oder was sonst wie unbrauchbar geworden ist. Packe auch Sachen, die sich nicht reparieren lassen, in diese Kiste. Dies dürfte die größte Kiste sein, die du brauchst.
Wenn dir Dinge begegnen, die du nicht brauchst und auch nicht ständig sehen magst, aber von denen du dich überhaupt gar nicht und auf keinen Fall niemals nicht trennen kannst, dann packe diese Erinnerungsstücke dort rein. Am besten nur eine kleine Pappschachtel hierfür reservieren, sonst wirst du schnell bequem und legst „alles” dort ab.
Diese Fragen solltest du dir beim Ausmisten stellen
Das größte Problem ist ja oft das Loslassen. „Macht mich dieser Gegenstand glücklich?”, ist eine Frage, die sich Marie Kondo beim Ausmisten stellt, und zwar bei jedem einzelnen Teil. Das klingt mir zu spirituell- und kostet wahnsinnig viel Zeit. Greifbarer finde ich die Frage, ob ich mich wirklich freue, wenn ich dieses Etwas sehe.
Es ist allerdings völlig überflüssig, diese Frage bei jedem einzelnen Werbe-Kugelschreiber zu stellen. Da geht die Entscheidung doch meist ziemlich schnell. Wenn du aber länger als ein paar Sekunden brauchst, dann helfen dir diese Fragen weiter:
- Wann habe ich es zuletzt wirklich gebraucht?
- Werde ich noch Verwendung dafür haben?
- Passt es mir noch?
- Ist es noch intakt?
- Oder lohnt sich eine Reparatur wirklich?
- Ist es womöglich unbenutzt?
- War es womöglich ein Fehlkauf?
- Oder ist es schon länger abgelaufen?
- Brauche ich es mehrfach?
- Würde ich es nochmals lesen?
- Oder tatsächlich nochmal kaufen, wenn ich es nicht hätte?
- Wie leicht könnte ich es wiederbeschaffen?
- Ist es ein Hilfsmittel im Alltag?
- Wird es zwar selten gebraucht, aber ist dann wirklich wichtig?
- Ist es mir emotional wichtig?
Falls du steckenbleibst: diese Notfall-Tools helfen dir weiter
Hat jemand gesagt, dass Entrümpeln einfach ist? Es wird Momente geben, in denen du richtig steckenbleibst. In denen dir die ganzen Fragen von oben wenig helfen. In denen es dir unheimlich schwer fällt, eine Entscheidung zu fällen. Aber du willst ja ausmisten und nicht nur aufräumen, gell? Dafür gibt es einen Loslass-Werkzeugkasten.
Für Kleidungsstücke, bei denen du dir extrem unsicher bist, ob du sie nun behalten magst oder nicht, habe ich gleich zwei Tipps für dich:
Hänge über die Kleiderbügel der betreffenden Kleidungsstücke einen einfach Gummiring. Wenn du das Kleidungsstück anziehst, nimm den Gummiring ab. Nach einem Jahr siehst du auf einen Blick, welche Kleidungsstücke du so lange nicht mehr getragen hast, dass du sie getrost entfernen kannst.
Oder deponiere die Anziehsachen in einem Karton, den du in die hinterste Ecke verbannst. Schreibe auf diesen Karton ein Datum (heute + 1 Jahr). Was du bis dahin nicht vermisst hast, kommt weg. Ich wette mit dir, du brauchst die Kiste nicht mal öffnen, um zu wissen, dass alles weg kann. Das funktioniert übrigens auch mit anderen Gegenständen.
Ist dir schon mal aufgefallen, dass Erinnerungen zurückkehren, wenn du bestimmte Dinge siehst? Ich meine Sehen, nicht Fühlen. Das sind keine neuen Erkenntnisse, das habe ich sogar als Teenager so gehandhabt. Nacheinander setzte ich meine Kuscheltiere auf einen Stuhl und fotografierte sie. Und anschließend stopfte ich sie in einen blauen Sack. Fertig. Heute ist das viel einfacher, denn wir müssen nicht mal einen Film kaufen und auf die Entwicklung warten. Daher also:
Fotografiere Dinge, an denen du hängst. Wenn du nicht anders kannst, hebe aus jeder Kategorie das emotionalste Stück auf. Das wäre was für die oben erwähnte Erinnerungsschachtel. Alles andere kommt weg. Deine Erinnerungen sind gespeichert.
Auch Einladungen, Konzertkarten usw. lassen sich gut digitalisieren, indem du sie entweder fotografierst oder einscannst. Wenn du zu Hause mehr Platz schaffen willst, ist das Digitalisieren perfekt.
Abschließend noch zwei ganz wichtige Gedanken:
Stimmt, dieses und jenes hat mal viel Geld gekostet. Aber das kommt vom Rumliegen lassen auch nicht zurück.
Wenn du nutzlose Dinge nicht wegwirfst, um Müll zu sparen, dann werden das deine Erben tun. Der Müll wird nicht weniger und du bist dabei auch nicht nachhaltig.
Ausmüllen: so verlassen die aussortierten Dinge sinnvoll deine Wohnung
Herzlichen Glückwunsch! Wenn du bis hierhin gekommen bist, hast du schon viel erreicht! Jetzt geht es darum, die ganzen Kartons, die jetzt bei dir herumstehen, wieder loszuwerden. Die Erinnerungskiste wandert auf den Dachboden oder in den Keller. Der Karton mit den Dingen, die an einem anderen Ort im Haus bleiben, wird an entsprechender Stelle ausgeräumt. Ordentlich. Bleiben noch zwei Kartons übrig:
Entsorgung:
Wenn der Restmüll nicht mehr in deine Tonne passt, bekommst du auf der Homepage deiner Stadtverwaltung oder deines Entsorgungsunternehmens Infos, wo du den Krempel loswirst. Elektroteile musst du ohnehin gesondert entsorgen, Reinigungsmittelreste gehören zur Schadstoffentsorgung. Einfach alles in den Restmüll zu schmeißen wäre zwar bequem, aber nicht nachhaltig. Besser ist es, möglichst viele Sachen in einen Recycling-Prozess zu bringen.
Anderer Haushalt:
Teile die Dinge, die in einen anderen Haushalt kommen, nochmal auf. Ausgeliehene Sachen gibst du brav zurück.
Verschenke, was noch jemand anderes gut gebrauchen kann. Aber bitte keinen Zum-Mitnehmen-Karton in die Wohnung stellen und großmütig alles mögliche an Besucher verteilen. Das fühlt sich für den vermeintlich Beschenkten nämlich etwas komisch an. Besser: Sachen ordentlich in den Hof stellen und mit einem Schild zum Mitnehmen einladen (unsere doppelten Gartenwerkzeuge waren nach nur fünf Minuten weg). Oder über Plattformen wie Facebook und WhatsApp-Status Fotos mit entsprechendem Hinweis posten.
Kleider kannst du gut spenden. Ich spreche da weniger von gewerblichen Altkleider-Sammlungen in Containern oder an der Haustür, deren Inhalte oft nur zu Geld für den Sammler gemacht werden. Besser: bringe die Kleider zur Kleiderkammer oder ins Sozialkaufhaus. Dort werden die Sachen an Menschen verkauft, die wenig Geld ausgeben können und die Einnahmen werden meist auch noch sozial eingesetzt. Das Sozialkaufhaus nimmt übrigens nicht nur Kleider an, sondern auch Möbel, Geschirr und manchmal auch funktionierende Elektrogeräte. Am besten vorher mal nachfragen.
Vielleicht hast du auch das eine oder andere gefunden, was du verkaufen möchtest. Hier bieten sich die gängigen Verkaufsplattformen wie Flohmarkt, ebay, ebay-Kleinanzeigen oder momox an. Die Einnahmen können dann ja immer noch gespendet werden.
Wie du auf lange Sicht deine neue Ordnung hältst
So. Theoretisch müsste jetzt nach und nach dein Haushalt aussortiert, ausgemistet und aufgeräumt sein. Deine Mühe wird am besten belohnt, wenn du Wege findest, wie du diesen Status halten kannst.
- Begrenze deine Bekleidungsmenge auf die Größe deines Kleiderschrankes bzw. darauf, was sich noch wirklich gut unterbringen lässt. Mehr brauchst du nicht.
- Vermeide Spontankäufe – online und offline. Schlafe eine Nacht darüber, am nächsten Morgen ist es meist schon nicht mehr so dringend.
- Frage dich, ob das Teil wirklich notwendig ist, weil es dir etwas erleichtert oder dich glücklich macht. So checkst du, ob du nicht auf eine spontane Laune hereinfällst.
- Für jedes Teil, das du neu kaufst, muss ein altes Teil verschwinden. Oh, und falls du langfristig noch weiter reduzieren möchtest: für jedes neue Teil müssen gleich zwei alte gehen.
- Reserviere dir einen festen Platz, wo du aussortierte Sachen sammelst, bis du sie zum Kleiderladen o. Ä. bringst. Dann bleibst du nachhaltiger dabei, Unnötiges sofort auszusortieren.
- Bestimme auch einen festen Ort, an dem du sämtliche Dinge, die du jemandem (zurück-)geben möchtest, sammelst. Dann verteilen sie sich nicht in deiner ganzen Wohnung.
- Und wenn es doch in den Fingern kribbelt? Vieles braucht man gar nicht selbst und kann es sich auch mal ausleihen oder mieten.
Noch ein Goodie: wenn du den Überblick behältst über das, was du besitzt und was tatsächlich fehlt, passiert es dir auch nicht, dass du vorsorglich Dinge kaufst, die du bereits besitzt. Keine Doppelkäufe mehr.
Fazit
Der Weg dürfte nun klar sein: den Willen haben – Kartons bereitstellen – Schrank leerräumen – entscheiden, was in den Schrank und was in die Kartons kommt – Kartons aus der Wohnung befördern – Ordnung halten.
Hier noch ein Quick-Tipp für diejenigen, die partout keine Zeit für eine große Ausmist-Aktion haben, aber auf lange Sicht etwas erreichen möchten: Gummiringe nun auf allen(!) Kleiderbügeln sowie Klebezettel auf allen(!) gefalteten Kleidungsstücken verteilen und was nach einem Jahr noch markiert ist, verschwindet. Parallel lässt sich das mit der 1-rein-1-raus-Methode oder einem temporären Kaufstopp kombinieren. So ist momentan nur wenig Aufwand nötig, aber in einem Jahr doch eine Menge erreicht. Ganz nebenbei. Die Gummiring-Methode lässt sich im übrigen auf zig andere Kategorien anwenden, wenn man sie durch Bindfaden, Klebepunkte oder andere Markierungen ersetzt.
Wichtig ist, dass du ins Handeln kommst. Denn nur wer anfängt, kann auch fertig werden. Nur der.
Wie ist es dir denn beim Ausmisten ergangen? Hinterlasse mir hier unten gerne einen Kommentar.
Folg mir doch auch auf Instagram oder Facebook, denn diesen Monat werde ich dort noch noch das eine oder andere zum Ausmisten posten.
Danke für die tollen hilfreichen Ideen.
Ich fühle mich tatsächlich besser, wenn ich wieder richtig aufgeräumt habe. Man muss halt überhaupt mal anfangen…
Es gibt ja inzwischen auch schon vielerorts öffentliche Bücherschränke, in die man guterhaltene Bücher abgeben kann und man darf sich kostenlos Bücher mitnehmen. Dieses Angebot wird rege angenommen.
Vielen Dank für deinen Kommentar und den tollen Tipp, liebe Martina! Öffentliche Bücherschränke sind eine nachhaltige Lösung, um gelesene Bücher anderen zugänglich zu machen und auch selbst nicht alles neu kaufen zu müssen.