Wie werden Wohnräume im Untergeschoss wohnlich: Wohnzimmer im Keller – geht das?

von | 1. Juni 2023 | Farben, Räume gestalten | 0 Kommentare

Neulich beim Spazieren konnte ich in eine Kellerwohnung reinschauen. Ich sah ein Sofa mit unheimlich vielen Kissen – in Gelb, in Pink und mit Blumenmuster. Es war ganz klar: hier hat jemand das Bedürfnis nach kuschligem Wohnzimmer-Feeling. Behaglichkeit genannt. Gerade bei einer Wohnung im Untergeschoss ist das absolut nachvollziehbar und das hat mich dazu verleitet, heute über dieses Thema zu schreiben. Vielleicht hast du ja ebenso eine Wohnung im Tiefparterre.

Wohnungen in Untergeschossen sind besonders schwer einzurichten, denn es gibt einiges zu beachten. Deswegen erläutere ich kurz, warum das so ist.

Was unterscheidet eine Souterrain-Wohnung von einer gewöhnlichen Wohnung?

Das Wort „Souterrain” kommt aus dem Französischen und heißt so viel wie „unter der Erde”, was die Lage der Wohnung ziemlich treffend beschreibt. Tiefparterre wäre ein weiteres Synonym. Klingt beides natürlich eleganter als Wohnraum im Untergeschoss oder Kellerwohnung. Mein Büro ist somit ein Souterrain-Office. 🙂

Eine Souterrain-Wohnung befindet sich also unterhalb des Straßenniveaus, was sich in der Regel baulich auf die Fenster auswirkt: sie sind höher angeordnet als üblich und sitzen oft knapp unterhalb der Decke. Die Wandfläche unterhalb des Fensters ist höher als üblich. Daher nehmen wir den Raum anders wahr: er hat ein bisschen was von einer Höhle, oder? Je nach Position des Fensters fällt nämlich wenig bis sehr wenig Tageslicht auf den Boden. Freundlicher und vor allem größer wirkt ein Raum jedoch, wenn viel Licht auf den Boden fällt. Bleibt der Boden dunkel, ergibt sich das Gefühl, als wäre er eine dunkle Wanne. Deshalb geht´s gleich mit dem Boden los…

Was außerdem nicht zu verachten ist: durch das fehlende direkte Sonnenlicht wirken Räume im Untergeschoss schneller kühl. Wenn du genauso eine Frostbeule bist wie ich, dann solltest du bestimmte Farben nämlich meiden. Doch dazu nächste Woche mehr.

Und manchmal ist die Decke auch etwas niedriger. Höhle, Wanne, niedrige Decke – was kommt als nächstes? Nur Nachteile? Nee…

Gerade in städtischen Bereichen hat eine Souterrain-Wohnung ein paar entscheidende Vorteile: vom Eingang trennen die Wohnung nur wenige Stufen, falls sie nicht sogar über einen eigenen Eingang verfügt, denn in Altbauten waren dies oft die Wohnungen der Bediensteten. Nicht selten gibt´s einen weiteren Ausgang zum Hinterhof oder einer eigenen Terrasse. Und günstiger sind sie auch oft. Nur mal so, falls du auf der Suche bist…

Wie kann man also den Boden einer Untergeschoss-Wohnung gestalten?

Den Boden nun ganz hell gestalten, damit auch noch der letzte Rest Licht reflektiert wird? Am besten gleich weiße Fliesen? Besser nicht.

Sonst wird´s steril, kalt und ungemütlich und, glaub mir, das willst du nicht. Besonders dann nicht, wenn die Souterrain-Wohnung wohnlich werden soll. Also: kein weißer Boden. Und kalte Fliesen schon gar nicht.

Fast alle Menschen, für die ich Räume geplant habe, wünschen sich eins: einen Holzboden! Ob das Parkett, Diele, Laminat, Klick-Vinyl oder Fliesen mit Holzmuster sind, spielt keine Rolle. Es ist das Holz, mit dem wir so viele positive Eigenschaften assoziieren. Natur, wohnlich, … Holz bzw. Holzoptik ist der Renner unter den Bodenbelägen. Mein Special-Tipp für den Kellerboden: Holz – und zwar echtes, wenn möglich. So authentisch. So warm. Im Zusammenhang mit einer Fußbodenheizung wiederum solltest du dich gut beraten lassen, da Holz gut isoliert und einen schlechteren Wärmedurchgangswert hat als andere Beläge.

Nun zur Auswahl des Holztons: beliebt sind Vintage-Böden, die mit einem leichten Grauschleier überzogen sind. Das kann allerdings kühler wirken und wäre für deinen Wohnraum im Keller eher ungünstig. Wähle einen Holzboden in einem warmen Farbton. Dieser kann entweder honigfarben sein (wie z. B. Nadelhölzer oder Eiche) oder rotstichig (wie z. B. Buche). Mein besonderer Tipp: wähle ein grob gemasertes Holz wie z. B. Kiefer, gerne noch mit Astlöchern, denn die Holzstruktur trägt maßgeblich zum wohnlichen Ambiente bei.

Unter Umständen wäre auch ein mittlerweile gar nicht mehr so altbackener Teppichboden denkbar. Auf Einrichtungsmessen wird der Teppichboden zumindest wieder gehypt. Wirkt nicht nur warm, sondern ist es sogar. Struktur, Textur und Haptik tun dem Raum gut. Da darfst du sogar zu einem sehr hellen Ton greifen, ohne dass es kühl wirkt. Solange er nicht grau ist.

Mein Favorit: ein Holzboden und darauf gerne ein heller Teppich, z. B. vorm Sofa.

Wie sollte die Decke im Tiefparterre gestaltet werden?

Die Decke streichst du im Untergeschoss am besten weiß. Ganz einfach.

Holzdecken sind tabu. Selbst wenn es eine weiße Holzdecke wäre, ließe sie einen schlecht ausgeleuchteten Raum noch niedriger erscheinen (und die Deckenhöhe ist in unteren Stockwerken ja ohnehin oft niedriger). Je planer die Decke, desto besser lenkt sie das Licht nach innen. Eine Holzdecke kann das nicht.

Und noch was: streiche den oberen Abschnitt der Wand ebenfalls in der gleichen Farbe der Decke. Das verwischt Grenzen und hebt die Decke (rein optisch, versteht sich). Faustregel sind 10 cm. Verläuft ein Versorgungsschacht unterhalb der Decke, dann kannst du dich ggf. an diesem orientieren. Bei uns ist der Streifen dann eben 14 cm breit.

Wie sollte man die Wände im Keller gestalten?

Die Wände sind fast der komplizierteste Teil einer Kellerwohnung. Ich teile das Thema daher in zwei Blöcke auf.

Was kommt auf die Wände? Oder: Welche Oberfläche sollten wohnliche Kellerwände haben?

Komischerweise sind die Wände in unteren Geschossen häufig nicht tapeziert, sondern verputzt, gerne sogar mit grobem Rauputz. Aber Putz bleibt Putz und gerade grober Putz reflektiert Licht nicht gut, so dass selbst eine weiße Wand nie strahlend weiß aussieht.

Ich weiß, wovon ich hier schreibe, denn: wir leben selbst mit grobem Rauputz an unseren Untergeschoss-Wänden. Unser Haus ist Baujahr 1987 und wir haben in den vergangenen 15 Jahren so viel überarbeitet, Wasserschäden getrocknet, Wände gezogen, Räume saniert, aber für die Kellerwände fehlt einfach der Nerv. Den Putz haut man nicht eben mal so runter und den putzt man auch nicht einfach so glatt. Da, wo die Räume durch Leichtbauwände neu gegliedert wurden, sind natürlich Tapeten. Das sieht so viel wohnlicher aus und so viel lieber schaue ich diese Wände an als die „alten” Außenwände.

Falls du also gerade jetzt vor der Entscheidung stehst: Wände im Untergeschoss grob verputzen vs. glattschleifen und tapezieren? Mach Letzteres.

Modern, zeitgemäß, pflegeleicht, überstreichbar und übertapezierbar ist glattes Malervlies. Raufaser kann da zwar nicht in allen Punkten mithalten, ist aber ebenso okay. Dafür muss die Wand darunter wirklich glatt sein. Alternativ kannst du die Wand superglatt schleifen und direkt streichen. Die Optik ist die gleiche und besser atmen kann die Wand ohne Tapete auch. Vielleicht gar nicht so schlecht für ein halb unterhalb des Straßenniveaus befindliches Zimmer. Allerdings solltest du wissen, dass eine glatte Betonwand stoßempfindlicher ist als eine mit Malervlies verkleidete. Nur mal so. Das musst du für dich abwägen, denn du weißt selbst am besten, was du dort vorhast.

Man könnte natürlich auf die Idee kommen, sämtliche grob verputzten Wände einfach mit Rigipswänden abzustellen und auf diese Weise schnell zu geraden und glatten Wänden zu kommen. Lass dich gut beraten, ob das bei dir wirklich möglich ist. Wird die Außenwand feucht, bekommst du davon nichts mit. So krass: es gab mal eine Zeit, da hat man auf diese Weise Feuchtigkeitsschäden sogar „behoben”- Rigips davor, Problem gelöst. Nicht gut.

Wie gestalte ich die Wände? Oder: Welcher Farbton darf´s denn sein?

Die richtige Farbe für einen Wohnraum im Kellergeschoss zu finden, ist echt eine Gratwanderung. Wir wollen zwei Dinge erreichen: einerseits wollen wir den Raum weiten, damit die Höhle keine mehr ist (und das erreicht man über kühle Farben) und andererseits wollen wir den Raum gemütlicher machen, weil ein Kellerraum nun mal schnell kühl wirkt (und das erreicht man mit warmen Farben). 

Dazu ein kleines Brainstorming:

Wie lasse ich einen Raum weiter und heller erscheinen?Und wie wirkt ein Raum enger und damit gemütlicher?
helles Blau und kühle Farbtönedunkle und warme Farbtöne
helle Wändegroße Muster an den Wänden
helle Farben bei der Einrichtunggroße Möbel aus dunklen Hölzern
Spiegel und reflektierende Flächen, z. B. Hochglanz-FrontenTeppiche und viel Textur, z. B. in Textilien

Es gilt nun, dies richtig zu kombinieren und dabei manches bewusst zu umgehen. Dazu gehört unbedingt das Hellblau. Wir assoziieren diese Farbe zwar gerne mit Himmel und Horizont, aber gleichzeitig wirkt sie kühl und distanziert, so dass ich im Untergeschoss wirklich die Finger davon lassen würde. Sanfte, helle, warme Farbtöne wie Cremeweiß, Leinen oder Champagner sind da deutlich besser geeignet – oder auch Pfirsich und Rosenholz (aber nur, wenn sie ganz hell sind).

Greige ist eine wunderschöne Farbe, die sich irgendwo zwischen Grau und Beige befindet. Aber Vorsicht! Der Grauanteil kann schnell gefährlich werden und einen Raum im Untergeschoss schmuddelig aussehen lassen. Da musst du schon sehr auf die einfallende Lichtmenge und die Ausrichtung zur Sonne achten, wenn du dich an Nuancen mit hohem Grauanteil heranwagst.

Wenn der Kellerraum etwas größer ist, könntest du natürlich eine Wand besonders betonen- entweder durch eine andere Wandfarbe oder eine gemusterte Tapete. Dadurch tritt sie optisch etwas nach vorne und wirkt näher. Aber auch hier gilt: keine aufdringliche Farbe und keine großen Muster. Kleine, dezente Muster auf hellem Grund sind super, wie bspw. Tupfen oder Dreiecke.

Wohnzimmer im Keller – eine erste Bilanz

So, genug bis hierhin.

Der alles entscheidende Unterschied einer Wohnung im Untergeschoss ist die Lichtsituation.

Helle Farben und wenig strukturierte Wandflächen reflektieren das Licht besser in den Raum. Warme, natürliche Töne machen kühle Räume behaglich.

Toll, dass du bis hierhin dabei warst. Im nächsten Artikel widme ich mich der Einrichtung: es geht um Mobiliar, Beleuchtung und die passenden Accessoires. Und dann gibt´s natürlich ein Fazit – ob´s nun geht oder nicht.

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